Vor zwei Wochen, vom viertem bis zum sechsten November 2016, fand in Hamburg die "erste"1 Studentische Südostasienkonferenz statt. Das grobe Ziel war es, eine Platform für Austausch zwischen Studierenden der Südostasienstudien von Universitäten zu bauen und die Vernetzung zwischen diesen zu stärken.
Auch von der Goethe Universität Frankfurt reiste eine Gruppe Studenten zur Konferenz. Es folgt ein kurzer Bericht.
Organisation und Veranstaltungsstruktur
Siehe auch: Die Programmübersicht auf der Webseite der Konferenz
Die Konferenz war auf drei Tage angelegt, von denen jeweils einer für Anreise, Vorträge und eine Vereinsgründung reserviert war.
Die Vorträge am Samstag waren in insgesamt zwölf Panels grob thematisch eingeordnet, von denen jeweils drei parallel stattfanden. So konnten insgesamt 27 Vorträge an einem Tag gehalten werden. Andererseits kam es manchmal zu Unruhe, wenn Leute aus einem Panel ins andere wechselten und am Ende des Tages waren viele am Ende ihrer Kräfte. Für eventuelle Nachfolgekonferenzen könnte also auch die Idee, einige Vorträge schon am Freitag stattfinden zu lassen, hilfreich sein. Auf jeden Fall verdient das Organisationsteam ein großes Lob dafür, dass sie es geschafft haben so viele Vorträge in der Konferenz zuzulassen.
Zwischen den Panels gab es Pausen von jeweils mindestens einer halben Stunde. Beim Rauchen gab es Diskussionen, ob das zu lang sei. Das Ziel der Konferenz war aber, wie schon gesagt, neben dem rein wissenschaftlichen Austausch auch die Vernetzung der Studierenden war - und weil diese v.a. in den Pausen stattfindet spricht viel für diese Länge.
Schlussendlich gab es neben den Panels auch zwei Keynote-Präsentationen. Spannenderweise kamen beide Keynote Speaker nicht von den Universitäten, die Südostasienstudien als eigenständige Studiengang anbieten: Jörn Dosch lehrt Internationale Politik an der Universität Rostok, Andreas Stoffers ist Professor für Internationales Management an der Hochschule für Angewandte Sprachen SDI München.
Vorträge
Keynotes
Prof. Dr. Jörn Dosch: The Hegemon Knocking at the Door: Is China Dominating Southeast Asia : In seiner Keynote-Präsentation diskutierte Jörn Dosch die wachsende wirtschaftliche Macht und Verknüpfung Chinas in Südostasien als auch kurz den Streit ums Südchinesische Meer. Die Präsentation war hoch interessant, auch wenn sie nicht umbedingt zum Ziel der Konferenz passte.
Prof. Dr. Andreas Stoffers: Thaiistik, Vietnamistik, Southeast Asian Studies... - necessary for the German economy in ASEAN? : In dieser Keynote-Präsentation besprch Andreas Stoffers die Rolle von Länderspezialisten bei der Expansion von deutschen Unternehmen in Märkte, in denen diese bisher nicht vertreten sind. Dabei gab er immer wieder Beispiele aus seiner vorhergehenden Tätigkeit bei der Deutschen Bank. Diese Präsentation war dem Thema der Konferenz insofern sehr nah, als das sie thematisch eng mit den Studierenden und dem Studium der Südostasienstudien verknüpft war: Was sind die Möglichkeiten, die Studierende nach ihrem Studium erwarten.
Andererseits war der Vortrag zwangsläufig sehr wirtschaftsnah. Beispielsweise stellte es Stoffers als Problem dar, dass Südostasienwissenschaftler die üblichen Buzzwords nicht kennen. Also, das Problem von Südostasienwissenschaftlern ist ungefähr das sie wissen wovon sie reden (oder nicht reden). Die Präsentation hatte also einige problematische Stellen - auch wenn diese aus der Sicht eines Management-Professoren wahrscheinlich nicht problematisch waren.
Studentische Vorträge
Wie schon beschrieben waren die studentischen Vorträge in parallel laufenden Panels organisiert. So konnte ich nur ein Drittel der Vorträge sehen. Viele davon waren aber sehr gut.
Dank der offenen Formulierung des Call for Papers konnten viele ungewöhnlichere Themen besprochen werden. Besonders faszinierend war meiner Meinung nach Iris Queks Vortrag zu "Contemporary Piano Music in Southeast Asia" - ein Thema das auf einer thematisch begrenzteren Konferenz wahrscheinlich nicht angenommen worden wäre.
Besucht habe ich die folgenden Vorträge, von denen ich bis auf den Letzten Mitschriften gemacht habe (beim letzten Vortrag, nach zehn Stunden Konferenz, hat meine Konzentration einfach nicht mehr gereicht). Auf Nachfrage teile ich meine Mitschriften gerne. Abstracts zu den Vorträgen sind auf der Konferenzseite zu finden.
- "Globalization and Colonial Memory: Indonesian ravel Literature on Europe since the Reform Era" (Ramayda Akmal, Universität Hamburg)
- "Imagining Vietnam in overseas Vietnamese-German Literature" (Tran Tinh Vy, Universität Hamburg)
- "Alternative-fiction: The New Face of Malaysian Literature" (Faraha Hamidi, Johann Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main)
- "From Globalization to Vietnamization -- A retrospect of Vietnamese popular music since the 1990s" (Quang-Hieu Phan, Universität Hamburg)
- "Contemporary Piano Music of Southeast Asia: The 2000s" (Iris Samantha Quek, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
- "Gender Roles and Feminine Sexuality in the Thai Teen Drama Hormones the Series" (Rosalia Engchuan, Humboldt Universität Berlin)
- "Kartini in Indonesia's memory with a special focus on contemporary women's view of Kartini" (Lukita Astri Susanto, Universität Hamburg)
- "Social media personalities and Islamic masculine identity in Malaysia, Indon. and Singapore" (Mohamed Haikel Fansuri Bin Mohamed Latiff, Universität Bielefeld)
- "The Narratives of Queen Chamathewi and the Local Identity of Lamphun: Impacts on Collective Memory" (Pantipa Cheunchat, Universität Hamburg)
Studentischer Verein der Südostasienstudien
Der Konferenzsonntag war für eine Vereinsgründung reserviert. Die dahinterliegende Idee war ursprünglich eine Institutionalisierung der Konferenz als Mittel zur Vernetzung der Studenten der Südostasienstudien. Im Laufe der Diskussion zur Vereinsgründung entschieden wir uns für ein leicht anderes Konzept: Ein Verein zur generellen Verknüpfung und Vernetzung der Aktivitäten von Studierenden der Südostasienstudien (oder verwandten Studiengängen). Dafür wird eine Konferenz allerdings als wichtig angesehen. Das Potential von Konferenzen zur Vernetzung hatte ja nicht zuletzt die Konferenz auf der wir uns gerade befanden gezeigt.
Es ist nun angedacht jedes Jahr eine Nachfolgekonferenz abzuhalten. Diese soll jedes Jahr an einer anderen Universität stattfinden - einer der Universitäten, die Südostasienstudien als eigenständigen und halbwegs sicher weiter existierenden Studiengang anbieten. D.h. Berlin, Hamburg, Passau, Bonn oder Frankfurt (z.B. auch Köln hat ein Institut für Südostasienstudien, das aber mittlerweile leider relativ klein und von der Schließung bedroht ist).
Auf ein gutes Gelingen!
Notizen
Wie Prof. Grabowsky (Thaiistik, AAI Hamburg) berichtigte, fand in den 90er Jahren schon einmal eine Reihe studentischer Konferenzen zu den Südostasienstudien statt. Eine Nachforschung zu diesen Konferenzen wäre sicherlich sehr interessant.